Samstag, 1. Januar 2011
Neujahrs-Revolution
Neujahr ist der Tag der 'guten Vorsätze', und diese sind leider im Mainstream häufig "Abnehmen durch Diät, und mehr Sport".

Deshalb ist es in Fat-Acceptance-Kreisen genau der richtige Tag, um zu Health At Every Size zu inspirieren, potentiellen Abnehmekandidaten das Konzept von HAES zum ersten Mal vorzustellen und Resourcen bereitzustellen, damit sich Leute über die Alternativen informieren können!

Vor allen Dingen die Liste bei dem letzten Link rechts, links und unten ist wahnsinning umfassend und vollständig. Da kann man schon eine ganze Weile mit Klicken und Lesen verbringen...

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Freitag, 31. Dezember 2010
Lebensfreude


Eines der Bilder des Jahres bei Spiegel Online.

Extra-Bonus dafür, dass die Bildunterschrift keinen Kommentar über ihre Figur macht. Okay, ich mache das jetzt, indem ich das Bild hier in dem Kontext poste, aber ich finde sie auch inspirierend, wie sie da steht, so nach dem Motto: "Hallo großes Wasser!"

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Märchenstunde
Die Abenteuer der dicken Prinzessin -- ein Fat-Acceptance-Märchen (auf Englisch).

Mit niedlichen, teilweise leicht ironischen Worterklärungen als besonderer Bonus.

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Donnerstag, 30. Dezember 2010
Neujahrsvorsätze
"Auf der Basis aller vorhandenen Daten zu Abnehmversuchen kann ich niemanden unterstützen oder ermutigen, auf ein solches Ziel hinzuarbeiten. Unsere wissenschaftlichen Daten zeigen deutlich, dass Bemühungen zum Gewichtsverlust (ob durch Medikamente, Ernährung/Bewegung, oder eine Operation) nicht nur nicht die dauerhafte Gewichtsreduktion bringen, die sich die Leute erhoffen; es ist auch sehr wahrscheinlich, dass sie deren psychisches, physisches und politisches Wohlbefinden gefährden. Außerdem werden so lange, wie wir an die falsche Hoffnung glauben, jeder könne abnehmen und schlank werden, gewichtsbasierte Vorurteile und Diskriminierung weiterexistieren, weil die Fieslinge sich einreden, ihre Gehässigkeit sei irgendwie motivierend. "

Marilyn Wann, von hier, via hier.

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Samstag, 25. Dezember 2010
Ungehorsam
“Female fat [as] a moral issue is articulated with words like good and bad. If our culture’s fixation on female fatness or thinness was about sex, it would be private issue between a woman and her lover; if it were about health, between a woman and herself… A cultural fixation on female thinness is not an obsession about female beauty but one about obedience.”

-Naomi Wolf, The Beauty Myth


Als ein moralisches Konzept bezeichnet man das Gewicht von Frauen mit Worten wie 'gut' oder 'schlecht'. Wenn die kulturelle Fixiertheit unserer Gesellschaft darauf, ob Frauen dick oder dünn sind, ein sexuelles Konzept wäre, wäre das ein Thema nur für die Frau und ihren Liebhaber. Ginge es um Gesundheit, dann würde die Frau das mit sich selber ausmachen... Dass unsere Kultur so auf weibliche Schlankheit fixiert ist, drückt keine Besessenheit mit weiblicher Schönheit aus. Es dreht sich vielmehr um eine Frage des Gehorsams.

In diesem Sinne wünsche ich meinen Leserinnen* ein ungehorsames Weihnachtsfest und ein revolutionäres neues Jahr!


* Es gibt davon schon drei, wenn man meine Schwester mitzählt, die hier immer auch mal herguckt. Vielleicht sogar schon vier, wenn meine frühere Nachbarin schon hergefunden hat. Der hatte ich neulich in einer Premiere für mich das Konzept von Fat Acceptance und HAES in Person mitten in einem recht vollen Drogeriemarkt, Abeilung für Schreibwaren, Reinigungsmittel und Katzenfutter, vorgestellt. Sie fragte mich (keine Phrase, wir hingen mal eine Weile extrem viel zusammen, als wir nebeneinander wohnten), wie es mir geht. Mir selbst, nicht der Arbeit oder den Katzen etc. Da überraschte ich mich selber damit, wie ich sagte: 'Eigentlich besser als je zuvor, denn endlich glaube ich nicht mehr, ich solle nicht so sein wie ich bin etc. etc. etc.' Dann beantwortete ich alle ihre üblichen Fragen und Einwände. Sie meinte auch, ich solle ein Buch schreiben, wie meine Schwester das auch findet. Aber ich denke, Blog langt erstmal. Auf jeden Fall habe ich gesagt, sie soll nach 'headless fatties' googeln.

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Freitag, 17. Dezember 2010
Kompletter Dokumentarfilm

fat body (in)visible from Margitte Kristjansson on Vimeo.

... von der FA-Aktivistin Margitte Kristjansson, über das Leben von zwei anderen FA-Aktivistinnen und Bloggerinnen.


Jooo, ich lebe auch noch. Ich war nur irgendwie furchtbar beschäftigt in den letzten Wochen, und nicht mit irgendwelchen Fat-Acceptance-Themen.

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Freitag, 5. November 2010
Presse-Erklärung
Wir erwarten nichts von den Medien. Gar nichts.

Der professionelle "Qalitätsjournalismus" wird schließlich nur dafür bezahlt, die Pressemitteilungen der Konzerntrolle abzuschreiben und in das selbe Geschrei einzustimmen, was überall erhoben wird.

Men kann ja auch nicht erwarten, dass so eine schlecht bezahlte, prekär angestellte Volontärin in ihrer Arbeitszeit alternative Meinungen recherchiert oder die herrschende Meinung in Frage stellt.

Dafür hat Linda Bacon, die Autorin von 'Health At Every Size', jetzt eine Lösung.

Eine Pressemitteilung, knapp drei Seiten lang (also kurz genug, um in die Aufmerksamkeitsspanne eines professionellen Qualitätsjournalisten zu passen), als PDF-Datei zum Anhängen an eine Mail, falls die Arme nicht auf Links klicken mag.

Da steht alles drin, höflich und frei von missionarischem Eifer, was man so einem Journo erklären kann, um ihn zum Denken zu brigen -- vorausgesetzt, er schaltet sein Hirn ein, bevor er anfängt, Pressemitteilungen von Slimfast und Allli abzuschreiben.

Bitte lesen, und großzügig weitergeben!

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Freitag, 29. Oktober 2010
Zitat
"It’s not about the hundred people whose minds you can’t change. It’s about the two people you empower."

- Beth Ditto, von hier.

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Noch ein Grund...
... warum es Klasse ist, so richtig fett zu sein:


Nur dann kann man wirklich Sumo machen!

Ich würde das zu gerne mal ausprobieren. Da wäre ich sofort dabei.


(Bild von hier via hier.)

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Donnerstag, 28. Oktober 2010
Bloggersville, Fatosphere district, today...
... oder, was gerade bei den englischsprachigen FA-Bloggern so durchs Dorf getrieben wird.

Zum einen: 'höfliche Revolutionen funktionieren nicht'. Ja, wir sind verdammt angefressen, und das dürfen die Leute auch mitkriegen.

Zum anderen hat sich die amerikanische Ausgabe der Marie Claire massiv in die Nesseln gesetzt. Da hat eine offensichtlich ziemlich anorektische Dame einen Blogpost abgesetzt, über eine neue Sitcom, die von dem Bild her ein bisschen wie eine Neuauflage der guten alten Roseanne aussieht.


Die Dame echauffiert sich also, sie wolle keine richtig fetten Leute sehen, die im Fernsehen knutschen. Sie will überhaupt keine richtig fetten Leute irgendwas tun sehen, die seien nämlich supereklig.

Eigentlich die Sorte Meinung, die man in einer Frauenzeitschrift erwartet. Die sind so. Die einzige Möglichkeit, ist den Mist nicht mehr anzurühren. Die Models sind schlecht für das Selbstwertgefühl, wie wir schon wussten, bevor es irgendwelche Lolcats so knuffig demonstrierten...

Auf jeden Fall, diesmal war alles anders. Ein heftiger Shitstorm brach los, die Leute stapelten sich auf der Facebook-Seite von Marie Claire, ließen Dampf über die Unverschämtheit ab, und kündigten Abos. Sogar mindere B-Prommis machen bei dem Schlammcatchen jetzt schon mit. Da fliegen gerade die Fetzen, in bisher nie dagewesener Öffentlichkeit.

Bislang hat man sowas ignoriert. 'Haters gonna hate', war die Devise. Kann man nix machen, lass sie reden, wir wissen ja, dass es Idioten sind.


Aber jetzt ist da gerade Schluss mit Lustig. In Zukunft kriegen die Medien sowas um die Ohren gehauen, wir die üblichen Rassisten oder Homophobe (und was sonst noch als 'haters' gezählt werden kann) auch.

Auch wir Fierce Fatties leben in interessanten Zeiten.-


P.S.: Kommentare sind offen, wenn einer was sagen will. Aber Haters werden gnadenlos rausmoderiert und gebannt. Das hier ist kein Ort, um mich mit dem üblichen Blabla rumzuschlagen, mit dem sämtliche Mainstream-Medien doch noch zugepflastert sind. Ich muss nicht jeden einzelnen Hater von Hand 'mitnehmen'.-

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Mittwoch, 27. Oktober 2010
Noch eine Theorie...
... warum Diäten Quatsch sind. Der Körper weigert sich, seine schöne Isolation herzugeben.

Sag ich doch. Ich spare heftig Heizkosten, im Vergleich zu den anorektischen, diäthaltenden Zeitgenossinnen. Und ich kann mir vorstellen, dass das Argument mit der Evolution genauso zieht. Schließlich mussten unsere Vorfahren in den schlechten Zeiten nicht nur übel hungern, sondern auch ganz schlimm frieren.

P.S.: Minuspunkte für den Deutschlandradio-Artikel hinter dem ersten Link, weil er trotz vernünftigem Inhalt mit Denkanstoß schon wieder mit einem Headless Fattie bebildert ist! Irgendein Online-Redakteur hat den Beitrag eingestellt und, ohne ihn zu lesen, in einer völlig reflexartigen Reaktion mit der Sorte Bild verunziert, mit der alle Bilder zum Thema 'Fett' sowieso immer illustriert werden...

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Montag, 25. Oktober 2010
Warum das mit dem Abnehmen nicht auf Dauer funktioniert...
... wird hier gründlich und im Detail, aber ohne übermäßiges Wissenschaftsgeschwätz, erklärt.

Leider nur auf Englisch.

Zusammenfassung: der Körper schaltet auf Hungersnotmodus, wenn wir ihm nicht genug Nahrung bieten, und tut alles, um Abnehmbemühungen zu hintertreiben.

Wir alle stammen von Leuten ab, die den 2. Weltkrieg überlebt haben. und die stammen alle von Leuten ab, die den noch viel, viel schlimmeren 30jährigen Krieg überlebt haben. Und deren Vorfahren haben in düsteren Zeiten zwischen Hungersnöten und guten Jahren irgendwie überlebt. Und so weiter.

Die Evolution hat uns nun mal nicht zum Abnehmen vorgesehen. Je mehr wir es versuchen, um so weniger klappt es auf Dauer.

Das beste, was wir für unsere Fitness tun können: nie wieder Diät, und ein bisschen Sport, der Spaß macht!

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Samstag, 16. Oktober 2010
Buchtipps
Man kann nicht immer auf einen Computerbildschirm starren. Manchmal ist es gut, etwas schwarz auf weiß nach Hause zu tragen, oder es sich nach Hause schicken zu lassen.

Wendet euch mit den Angaben zu diesen Büchern einfach an den Offline- oder Online-Buchhändler eures Vertrauens, wenn ihr eines davon haben wollt. Keins davon ist vergriffen.



Kate Harding/Marianne Kirby
Lessons from the Fat-o-sphere:
Quit Dieting and Declare a Truce with Your Body

Perigee Trade, 2009, 272 S.
ISBN: 978-0399534973

Wenn ihr Englisch könnt, und nur ein einziges Buch zu dem Thema lesen wollt, nehmt das! Die Fat-Acceptance-Bloggerinnen Kate Harding (Shapely Prose) und Marrianne Kirby (The Rotund) schreiben dort alles zusammen, was sie in den letzten Jahren auf ihren Blogs diskutiert haben, von den Lügen der Abnehm-Mafia über HAES bis hin zu Fragen von gesellschaftlicher und rechtlicher Akzeptanz, Mode, und Liebesleben. Das Buch ist der Grundkurs, der einem beibringen kann, mit dem eigenen fetten Körper ins Reine zu kommen, die Argumente des entsetzen Mainstream zu erwidern, und wieder Spaß zu haben. Erleichtert mehr als tausend Diäten!



Linda Bacon
Health At Every Size
Turnaround Publisher Services, 2009, 326 S.
ISBN: 978-1933771588

Was ich in meinem vorigen Post angerissen habe, in Buchlänge, mit ordentlichen Zitaten und allen Zahlen für diejenigen, die mit Zahlen ewas anfangen können. Nachdem sie die ganzen urbanen Märchen über das Fett auseinandergenommen hat, baut sie dann das System von intuitivem Essen und Bewegung, die Spaß macht, auf. Grundlegend!




Udo Pollmer
Esst endlich normal!
Piper, 2007, 304 S.
ISBN: 978-3492249423

Der Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer kommt auf Deutsch zu dem Ergebnis, dass Diäten nichts nützen und die Übergewichtspanik Quatsch ist. Schlankheitswahn macht krank und verdirbt die Lebensfreude. Nichts, was Linda Bacon nicht auf Englisch auch behaupten würde, aber auf Deutsch, mit hiesigen Zahlen und auf die hiesigen Verhältnisse zugeschnitten.




Friedrich Schorb
Dick, doof und arm:
Die große Lüge vom Übergewicht und wer von ihr profitiert

Droemer Knaur, 2009, 240 S.
ISBN: 978-3426274996

Der Soziologe Friedrich Schorb schreibt über das soziale Stigma des Dickseins und die Vorurteile, die den Dicken automatisch nachhängen. Dabei konzentriert er sich noch weitgehend auf den Gesundheits-Aspekt und den Umstand, dass den Dicken die Schuld für die angebliche Kostenexplosion im Gesundheitswesen in die Schuhe geschoben wird.
***
Über dieses letzte Buch, wie auch die beiden davor, muss man sagen, sie wurden von irgendwelchen Fachwissenschaftlern geschrieben, die professionelles, nicht persönliches, Interesse an dem Thema haben. Nur Harding/Kirby sind 'Betroffene'.

Wir sind aber nicht krank, und keine 'Patienten', die medizinische oder wissenschaftliche Expertise brauchen, deshalb ist die Schilderung der eigenen Befindlichkeit in einer feindlichen Umwelt, in der medial gegen das, was wir sind, gehetzt wird (da sind wir wieder beim 'letzten akzeptablen Vorurteil' -- gegen keine andere Gruppe darf man mehr öffentlich mit so viel Hass, Ignoranz und aufgebauschtem Ekelgefühl geifern) völlig angebracht und ausreichend, um in irgend einer Form aktiv zu werden, externe Denkmuster abzuwerfen, und sich zu befreien. Befreiung ist ein innerer Prozess. Ich finde nur ein einziges solches Buch auf Deutsch, es ist irgendwo im Selbstverlag erschienen, und ich habe es nicht gelesen. Der Klappentext erscheint mir auch noch reichlich larmoyant, so nacht dem Motto 'Buhuhu, wir haben doch auch ein Recht zu leben!'

Meine Schwester meinte schon, ich sollte halt selbst ein Buch schreiben, aber ich blogge lieber erstmal...

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Aber ihr werdet alle STÖÖÖÖRBEN!!!11!1!
Klar werden wir alle sterben. Wir alle.

Das 'wir' ist inklusiv.

Die drei Charakteristika, die ein lebendes Wesen ausmachen, sind laut dem Biologieunterricht vor vielen, vielen Jahren: a) es stoffwechselt, b) es pflanzt sich fort und c) es stirbt irgendwann.

Geschenkt.

Aber ansonsten sterben wir Dicken auch nicht wirklich vor den Dünnen. Und schon gar nicht daran, dass wir dick sind -- außer vielleicht ein paar absoluten statistischen Ausreißern, und die gibt es bei den Dünnen auch. Zu dünn zu sein, ist nämlich total ungesund. Da kann man dran sterben. Man nennt es 'verhungern', und das passiert anorektischen Models, Hartz-IV-Nichtmehrempfängern, und, ach, nur einigen Millionen unwichtiger Menschen in der Dritten Welt jedes Jahr.

Aber genug mit dem tiefschwarzen Sarkasmus, lasst uns mit gewöhnlichem Snark weitermachen.

Seit Jahren schreibt eine kleine, ärgerliche Minderheit, die rechnen kann und von Statistik eine Ahnung hat, gegen die fett-bezogene Gesundheitspanik an, mit der die Pharma-PR die Medien bombarbardiert, und die Medien jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist und die Drei Affen macht.

Das ist natürlich in der Hauptsache auf Englisch. Der wichtigste Blog, der sich ausschließlich mit dem Thema 'Zerrupfen der pseudostatistischen Pseudo-Beweise für die große Übergewichtspanik' beschäftigt, ist Junkfood Science. Geht da mal rüber und guckt euch mal um. Wie man medizinische Studien und freche Behauptungen der Pharma-Lobby zerpflückt, ohne auf die erlogene Übergewichts-Epidemie (grusel, grusel, grusel!) besonders einzugehen (so weit ist man hier wohl noch nicht), lernt man auf Deutsch bei der Stationären Aufnahme hier bei Blogger.de

Grundsätzlich hat jetzt einer festgestellt, dass die meisten medizinischen Studien einfach Schrott sind. Auch die, die nicht von der Pharmaindustrie in Auftrag gegeben wurden.

Es gibt aber noch andere Statistiken, und die legen zum Beispiel nahe, daß Diäten nicht funktionieren. Jaja, das wussten wir, Jojo-Diäten funktionieren nicht auf Dauer, man muß statt dessen sein Leben radikal ändern. Oder sich vielleicht den Magen zunähen lassen?

Sorry, auch gründliche Änderungen der Lebensweise oder Magenverkleinerung sind Diäten. Sie zielen darauf ab, dem Organismus weniger Nährstoffe zuzuführen, und/oder mehr zu verbrauchen, um die angestauten Vorräte zu verbrauchen.

Eine ganz einfache, lineare Gleichung, die der Komplexität des Systems 'menschlicher Körper' nicht gerecht wird, und deshalb einfach nicht funktionieren kann. Und wenn ihr euch auf den Kopf stellt und mit den Zehen wackelt.

In der Tat, die erwähnten anderen Statistiken legen nahe, dass nur 5% der Abnehmer egal welcher Diät ihr niedrigeres Gewicht auf Dauer halten können. Ja, und das schließt die Magenverkleinerer ein. Was der Körper anstellen muss, um trotz kaputtem Verdauungsapparat genug Energie zu sich zu nehmen, um sich vor dem drohenden Hungertod (das ist es, was der Körper versteht, wenn wir eine Diät machen) zu retten, das will ich mir jetzt gar nicht so bildlich vorstellen, da wird mir nämlich schlecht, und ich spucke meinen wunderbaren Kaffee mit Vanille-Sojamilch auf die Tastatur, anstatt ihn zur Aufweckung meiner Lebensgeister bei mir zu behalten.

95% der Diäten enden also damit, dass man wieder zunimmt. Häufig ist es sogar so, dass man hinterher mehr wiegt als vorher. Das is an sich nichts Schlechtes -- Fett ist nichts Schlechtes, das ist die Grundannahme, sonst wären wir nicht hier -- aber dieses extreme Auf und Ab schlaucht doch übel.

Kenne ich jemand von den 5%? Ja, soweit ich weiß. Ich bin sogar mit einer verwandt. Dass Dicksein genetisch bedingt ist, sieht man nämlich ganz hervorragend bei meiner Familie, und weil bei uns das Erzählen von Geschichten von früher immer verbreitet war, weiß ich sogar von der Urgroßtante, die mit einer so gewaltigen Oberweite gesegnet war, dass ihre Schwestern spotteten, sie müsse sich beim Abwaschen die Brüste über die Schultern werfen...

Nun, ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass die 5%-Dame immer noch zu den 5% zählt, denn ich habe sie seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen. Sie war früher eine ausgesprochen lebensfrohe und musikalische Frau, kreativ, kochte wie eine junge Göttin, und hatte so richtig Stil. Als ich klein war, lebte sie im Gartenhaus einer alten Villa (das immer noch zahlreiche Zimmer umfasste), und ich fand sie einfach endmäßig cool. Seit sie dünn ist, ist sie so richtig sauertöpfisch geworden, nur noch mit dem Halten ihres Gewichts beschäftigt, stochert bei Familienfesten freudlos im Salat, und lebt in einem Pseudo-Toskana-Bunker aus den späten 90er Jahren. Das finde ich alles sehr schade.

Ja, wenn das nicht funktioniert, oder nur für eine winzige Minderheit unter so entsetzlichem Aufwand funktioniert, was sollen wir dann aber machen?

Gar nix.

Wir müssen gar nix machen.

Wir sind nämlich gar nicht krank.

Das ist eine radikale Position, ich weiß.

Letzte Woche traf ich aus Versehen beim Warten so eine Irre mit großen Papierstapeln, die meinte, ich hätte bestimmt Borreliose, weil nämlich die Borreliose sowieso an allem schuld ist, vom Fett bis zur Klimaerwärmung, oder so. Dann wollte sie mir so ein Schlangenöl verkaufen. Als ich das nicht wollte (ich wollte, dass die Irre endlich die Klappe hält und ich mich meinem Caffe Latte widmen konnnte), fragte sie mich, ob ich denn nicht gesund werden wollte.

"Wieso?" sage ich. "Ich bin doch nicht krank!"

Die Irre schnaubte vor Verachtung.

Jeder normale Mensch (und sogar Irre, die mit großem Ernst seltsame Papierstapel sortieren, und an Verschwörungstheorien der bösen Pharmaindustrie und seltsames Schlangenöl gegen die Borreliose, Wurzel alles Unheils, glauben) weiß doch, dass Dicke krank sind.

Nööö.

Ist alles gar nicht wahr.

Ja, und was sollen wir tun?

Nix!

Oder was alle anderen auch tun: gesunde Nahrungsmittel essen und ein bißchen Bewegung. Ohne die Absicht, abzunehmen.

Das Konzept heißt auf Englisch Health At Every Size, abgekürzt HAES, und vertritt die Linie, die ich da gerade skizziert habe.

Vergesst das mit dem Abnehmen, das geht eh nicht, ernährt euch intuitiv anstatt anhand irgendwelcher Regeln, und wenn ihr euer Wohlbefinden verbessern wollt, dann bewegt euch, so dass es euch Spaß macht.

Radfahren, Schwimmen, zu Fuß gehen (auch gerne mit Stöckern), Tanzen, Yoga -- tut euch keinen Zwang an, und lasst euch von niemandem erzählen, das solltet ihr nicht, weil ihr zu fett seid und es eklig aussieht, wenn Fette tanzen/auf einem Fahrradsattel sitzen etc.

Esst, wonach euch ist. Auch die ganz bösen, bösen Nahrungsmittel, wie Pommes oder Schokolade oder Bier oder fette Würstchen im Grünkohl, mit Steinhäger hinterher. Wenn ihr die innere Freiheit habt, das zu essen, dann habt ihr auch die innere Freiheit, Salat zu essen, wenn euch danach ist. Nahrungsmittel an sich haben nicht wirklich eine Bedeutung. Sie bedeuten nichts.

Es ist keine Sünde. Aber die Achse Fett-Essen-Sünde verdient irgendwann einen eigenen Blogpost.

Keiner muß Sport machen. Keiner muß gesunde Sachen essen. Wir dürfen den Rest unseres Lebens verbringen, ohne noch ein einziges Mal Lauch oder Sellerie von Nahem zu sehen.

Ich persönlich? Ich liebe Lauch, so wie ihn meine Mutter und meine Schwester machen, mit einer ganz genialen Käsesauce. Mit Sellerie kann man mich jagen. Das einzige, was ich esse, bis ich nicht mehr kann, sind Sushi vom Band. Schokolade muß tiefschwarz sein, oder rein weiß, und Bio. Für die Bewegung schwöre ich auf meine MBT-Schuhe (jetzt kein Link, weil ich noch nicht von der Blogger.de-Zentrale gehört habe, ob es okay ist, auf Online-Shops und Firmen-Sites zu linken; nehmt einfach Google) und gelegentliches Schwimmengehen, das die Anspannung irgendwelche stressiger Wochen so richtig schön rauswäscht. Ich suche immer noch einen Kurs, wo ich Yoga für jede Größe machen kann; in Amerika gibt es das in jeder Großstadt, aber hierzulande hat mal wieder niemand davon gehört. Ich sollte endlich mal einen größeren Freelance-Auftrag an Land ziehen, um das Fahrrad, das mir geklaut wurde (es war alt und abgefackt, aber meins!) durch das Electra Amsterdam zu ersetzen, das ich mir im Onlineshop immer mal wieder sehnsuchtsvoll angucke. Das bezahle ich aber leider nicht aus der Portokasse...

Klingt alles total normal?

Ist es auch.

Das will ich ja damit sagen.-

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Sonntag, 3. Oktober 2010
Mainstream
Jetzt merken es auch Jean-Paul Gaultier und der Spiegel: Frauen kommen nicht in Einheitsgröße!


Dafür heuerte er Beth Ditto als Model an. Der Rest des Defilées bestand allerdings aus 1,90 m großen Skeletten. Nichts gegen 1,90 große Skelette, wir sind schließlich dafür, dass Menschen nicht in Einheitsgröße kommen, aber bunte Vielfalt siehr anders aus. Nun ja, vielleicht merkt der Mainstream irgendwann ja auch, dass es auch Mia Tyler und Crystal Renn und London Andrews und Fluvia Lacerda und so weiter gibt...

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Mittwoch, 29. September 2010
OMG die Übergewichts-Epidemie grusel grusel grusel!!1!
Penn & Teller sind zwie amerikanische Zauberskünstler, Komiker und Skeptiker, die unter anderem in ihrer Sendung 'Bullshit!' gelegentlich irgendeinen populären Aberglauben sehr sarkastisch auseinandernehmen.

In dieser Folge ist das die große, böse Übergewichts-Epidemie, vor der sich alle so sehr fürchten.

Aber keine Sorge, wer jetzt nicht eine halbe Stunde amerikanisches Englisch anhören will, ich werde all diese Punkte in der nächsten Zeit ohne blöde Witze, auf deutsch, und politisch weitgehend korrekt hier aufschreiben.

Aber hübsch finde ich das schon. Wenn Penn & Teller dasrüber eine 'Bullshit'-Sendung machen, stellt das die Übergewichts-Epidemie auf eine Ebene mit dem Yeti, Horoskopen, und Aliens. Und da gehört sie auch hin.







Traurig ist nur eines: die Sendung ist schon von 2007, jetzt haben wir Ende 2010, und die Panik geht munter weiter.

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Sonntag, 26. September 2010
Joy Nash


Eine Frau stellt sich auf YouTube hin und bläst der Welt die Meinung. Hört sie euch einfach mal selber an...

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Befreiung!!
Aufklärung ist richtig klasse, wenn man damit ganz klassisch 'den Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit' meint.

Die Überlegung 'Vielleicht ist es alles gar nicht wahr?' kann eine unglaubliche Erleichterung nach sich ziehen. Plötzlich fällt es einem wie Schuppen von den Augen, wenn man merkt, was für ein gewaltiges System aus Aberglauben und Halbwissen man nie in Frage gestellt hat.

Vor etwa zwei Jahren, oder vielleicht auch zweieinhalb, fand ich bei einer Bloggerin, die aus einem völlig anderen Grund auf meiner Leseliste auftauchte, einen Link zu The Rotund, dem Blog der Autorin und Aktivistin Marianne Kirby.

Erst mal konnte ich es nicht fassen.

Da hatte ich nun mein gesamtes Erwachsenenleben in dem ständigen Bewusstsein verbracht, eigentlich abnehmen zu sollen (ich war nur zu faul und geizig, um die ganze mentale Energie, die Zeit und das Geld aufzubringen, die das kosten würde, und irgendwann würde eh ein Wissenschaftler rausfinden, wie der Stoffwechsel wirklich funktioniert, und wie man die eindeutig existierende unterschiedliche Futterverwertung bei verschiedenen Leuten regulieren kann -- zumindest das sagte ich, wenn sich einer traute, das Thema anzusprechen), und von Zeit zu Zeit hatte ich auch irgendeine Diät gemacht, weil XYZ bla bla bla -- Gründe gibt es anscheinend immer genug, und wenn man dick ist, dann ist Abnehmen erstmal die Lösung für jedes Problem, richtig? Und natürlich ist es schlecht für die Gesundheit, so auf eine vage Weise, von der man immer mal wieder in einer Zeitung oder dann später online gelesen hat, aber die Experten werden es schon wissen. Und natürlich kann jeder abnehmen, wenn er nur wirklich will oder die richtige Maßnahme ergreift. Und natürlich gibt es gute und böse Nahrungsmittel, und wenn man die bösen mag und ißt, dann begeht man eine Sünde und ist schuldig. Oder muss dafür büßen.

Okay, ich höre auf, bevor das zu sehr ins Satirische rutscht. Ich kann einfach nicht mehr ernst nehmen, was ich damals völlig ohne Widerspruch oder Zweifel geglaubt habe.

Da kam ich also mit einem Klick auf diesen Blog, der damals noch wesentlich pinker war als heute, und stand völlig verdattert vor der Annahme, dass es vielleicht alles gar nicht wahr ist. It ain't necessarily so.

Es ist möglicherweise alles Quatsch, und ich habe mich jahrzehntelang umsonst abwechselnd selbst mit Diäten gequält, oder meine Umgebung mit der angefressensten, aggressivsten Haltung zu allem was Nahrung, Sport, oder meinen Körper anging. Wer irgendetwas zu sagen wagte, der kriegte ja so dermaßen einen übergebratenen!

Das loszulassen, das ging nicht einfach von jetzt auf gleich.

Okay, vielleicht habe ich Rechte, und muss nicht immer peinlich genau darauf achten, auf keinen Fall um irgendeiner Extrawurst zu bitten, weil ich eben körperlich anders bin als die Normalverbraucherin. Vielleicht bin ich nicht selber schuld an allem Schlechtem, allen fiesen Bemerkungen und aller Benachteiligung, die mit bis da hin als mein natürliches Los erschienen.

Gelegentlich kehrte ich mal auf den Blog zurück, klickte ein paar Links weiter, und jedes Mal blieb irgend etwas auf der Strecke.

Okay, vielleicht ist es nicht wahr, dass Übergewicht immer automatisch 'schlechte Gesundheit' bedeutet und unweigerlich zu Diabetes, Herz- und Gelenkproblemen führen wird. Vielleicht kann nicht jeder abnehmen, wenn er oder sie nur will, und statt Abnehm-Diäten und Kalorienverbrenn-Sport kann man intuitiv essen, was man mag, und schauen, ob man vielleicht einfach Freude an Bewegung haben kann, also all das, was man im Englischen unter Health At Every Size (HAES) zusammenfasst. Ohne dass irgendjemand noch abnehmen muß.

Ich habe mein Leben lang Sport gehasst. Das, was mir Spaß machte (Schwimmen, Radeln), konnte unmöglich Sport sein. Dass ich jetzt plötzlich eine Sorte Schuhe entdeckte, in denen es mit sogar Spaß machte, zu Fuß zu gehen, war wohl eher Zufall? Desgleichen gab es ein paar heiße Sommer, und es war nur natürlich, mehr Lust auf irgendwelche italienisch inspirierten Salate zu haben als auf viel Fleisch?

So nach und nach gab ich eine 'Wahrheit' nach der anderen auf. Wenn ein Kerl sich von einer dicken Frau angezogen fühlt, ist er nicht notwendigerweise ein perverser Fetischist, mit dem ich auf keinen Fall irgend etwas zu tun haben will, richtig?

Und wie bei jeder moralischen Panik, bei jedem Gesundheitsschwindel, die mit scheinbar unangreifbarem Zahlenmaterial in den Blätterwald rauscht, sollte man keiner Statistik trauen, die mach nich selbst gefälscht hat, oder zumindest sich nicht eine Korrelation als Kausalität verkaufen lassen. Das, zusammen mit willkürlich festgelegten Grenzwerten, führt dann zu dieser 'OMG Übergewichts-Epidemie grusel grusel grusel!!1!', die sie alle immer so ganz furchtbar bekämpfen müssen.

Uff. Noch ein großer Popanz geplatzt und zu einem kleinen Häufchen Elend zusammengefallen.

Vielleichts ist es ja auch so, dass wir Dicke nicht an sich eklig und abstoßend sind. Wenn es im Gegenteil so ist, dass immer der Mittelwert von dem, was man zu sehen gewohnt ist, als besonders schön gilt, und wenn sämtliche Medien angefüllt sind mit irgendwelchen gephotoshoppten Anorektikerinnen, dann wird doch das Ideal immer dünner, und immer mehr Frauen gelten als zu fett?

Auftritt von Adipositivity, einem Fotografie-Projekt, das nicht nur sehr üppige Kurven feiert, sondern auch den Blick wieder normalisieren will. Wenn sich das Gefühl für 'normal' und 'schön' wieder weiter in der Mitte einpendelt, dann stellt man beim Fernsehen plötzlich von ganz alleine fest, dass Kirsten Vangsness eine richtig hübsche Frau ist, dagegen Gabrielle Anwar ein verdammtes wandelndes Skelett.

'Fat Hatred' ist nicht nur Hass auf Fette, statistische Ausreißer so wie mich, sondern Hass auf das Fett an jeder Frau, den die meisten dann gegen sich selbst richten, getreu dem Motto, man können nie zu dünn oder zu reich sein. Wenn ich am extremen Ende der Skala mich von dem Diätquatsch, der moralischen Panik, dem Selbsthass und der Unattraktivität befreien kann, dann haben doch wesentlich dünnere Frauen erst recht Grund, endlich von dem verdammten Hamsterrad herunterzukommen?

Fat Acceptance ist nicht nur für so richtig Fette, die keine andere Wahl haben (außer vielleicht, sich umzubringen und so dem Gesundheitssystem nicht mehr zur Last zu fallen -- ach nee, lieber doch nicht, wir lernen ja beim Bestatterweblog, dass die standardisierten Särge und Krematorien für uns üble Fettklöpse nicht breit genug sind --- also doch lieber große Teile des Verdauungsaparates unwiederruflich operativ entfernen lassen und erst an Komplikationen sterben, wenn man schon so richtig viel abgenommen hat?), sondern verringert den Druck auf alle Frauen.

Und ja, es gibt Probleme für und Vorurteile gegen dicke Männer, aber im überwiegenden Fall betrifft es Frauen. Fat is a feminist issue, auch wenn Susie Orbach damals etwas ganz anders damit meinte.

Und wenn der Druck, sie müsse unbedingt abnehmen, weg ist, dann kann eine Frau sich ernsthaft auf etwas Anderes konzentrieren.-

Was ich jetzt auch tun werde, bevor ich vom Zynismus in den ätzenden Sakasmus abrutsche. Das ist auch keine Alternative dazu, in lustfeindlicher Moralinsäure zu ersaufen, die sich nun halt nicht mehr gegen Sex, sondern gegen das Essen und die Körperfülle richtet.

Aber über das Thema Sünde, und das 'letzte akzeptable Vorurteil' schreibe ich ein anderes Mal.-

Edit: Etwas wilde Metapher im zweiten Absatz auf zahlreichen Wunsch einer einzelnen Dame geändert!

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