Samstag, 25. September 2010
Beth Ditto


Für jede neue gesellschaftliche Bewegung ist es gut, wenn man einen Promi hat, der sehr sichtbar ist und klar und deutlich sagt, ja, das bin ich und da stehe ich hinter.

Für die Fat Acceptance ist das Beth Ditto.

Ihre Musik und ihr Mode-Stil sind so dermaßen im Mainstream angekommen, dass sich auch die 'normalen' Medien der Berichterstattung nicht mehr verschließen können.

Neulich abend machte ich den Fernseher an, da war sie in so einer kleinen kulturellen Chaos-Talkshow beim ganz gewöhnlichen ARD und sang ein Duett mit der gastgebenden Comedienne.

So Mainstream ist Beth Ditto jetzt schon.


Tracks auf Arte widmete ihr und ihrer Musik letztes Jahr eine komplette Sendung, der Spiegel schrieb einen Artikel inklusive Hörproben und Klickstrecke, wenn man letzten Sommer irgendwo reinging, wo ein Radio lief, kam früher oder später 'Heavy Cross'.

Dabei kam es auch zu einigen kleineren journalistischen Ausfällen (Arte: 'Ja, in Amerika gibt es so viele Dicke, deshalb gibt es da jetzt eine Bürgerrechtsbewegung, die gleiche Rechte für Dicke fordert...'; aber zu dem Phänomen 'Die spinnen, die Amis' komme ich später noch), aber alles in allem war die Berichterstattung durch die Bank positiv.

Dazu kam dann ihre eigene Mode-Kollektion bei der britischen Übergrößen-Kette Evans. Bei den Fat Acceptance- und 'Fatshion' (fat fashion)-Bloggern rief das wahre Begeisterungsstürme hervor, so sehr, dass die diesjährige Neuauflage eine wahre 'shopping frenzy' und einen eigenen Hashtag bei Twitter verursachte.


Auch ich erwischte letzten Sommer ein Exemplar des (für Insider) ikonischen Domino-Kleids, und die bequemste Leggins, die ich je hatte. Auch dieses Jahr habe ich wieder zugeschlagen, und erwarte jetzt freudig die Ankunft der selben Leggins in geblümt, und eines Oberteils mit niedlichem 50s-Retro-Muster.

Beth Ditto ist nicht nur ein Trailblazer für eine neue Idee, sie macht nicht nur wunderbare wilde aggressive Musik, sie hat auch dafür gesorgt, daß ich persönlich mich wohler in meiner Haut fühle. Durch ihr Vorbild: unter dem Blick der Öffentlichkeit; durch ihren Input bei der Evans-Kollektion: in meinen Leggins.

Dafür braucht man Idole.-

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Freitag, 24. September 2010
Und noch was...
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Was sind 'Headless Fatties'?
Headless Fatties sind die Fotos von sehr dicken Leuten von hinten oder mit abgeschnittenen Köpfen, die unweigerlich jeden Artikel über 'OMG die Übergewichts-Epidemie grusel grusel grusel!!1!' begleiten.


Charlotte Cooper hat den Begriff geprägt, und der Link da oben führt zu ihrem Artikel auf ihrer Webseite.

Es handelt sich um irgendwelche völlig unschuldigen Leute, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, als ein Fotograf vorbeikam, ein Bild von ihnen machte (meist wohl sogar ohne ihr Wissen) und das dann an eine der endlosen Sammlungen von Stockfotografien verkaufte, aus denen sich dann der Redakteur oder die Redakteuse bedient haben, als es mal wieder einen Artikel zu Übergewichts-Panik zu illustrieren gab. Weil die ja immer mit solchen Fotos bebildert werden...

Und nein, es geht nicht darum, die Betroffenen pflichtgemäß unkenntlich zu machen. Das 'Recht am eigenen Bild' ist mehr eine europäische Tendenz, und die Headless Fatties sind eine internationale Erscheinung.


Es geht (siehe Charlotte Cooper, die sagt das viel besser als ich, nur halt in Englisch) vielmehr darum, dicke Leute zu entmenschlichen, zu etwas Fremdem, grusligem und anderem zu machen, von denen sich der 'normale' Leser schön distanzieren kann (wenn sich die normale Leserin nicht heimlich davor fürchtet, auch so zu werden, wenn sie nicht tugendsam & sündenfrei ist, aber ich greife vor...)

Fette Leute sind niemand. Das sind andere Leute, die irgendwie bedrohlich sind, auf jeden Fall eine Epidemie, der sogar die First Lady der USA offiziell den Kampf angesagt hat, irgendwas Schlimmes, aber keinesfalls Leute wie 'wir', Leute, die einen angucken und eine Stimme haben und etwas sagen, das vielleicht mit Fett zu tun hat, meistens jedoch nicht, denn ich kann euch verraten, den meisten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, an etwas ganz anderes zu denken und mit Leuten darüber zu reden, weil ich nämlich nicht wirklich anders bin als irgendjemand anders, aber immer und zu jeder Zeit jemand.

Aber ich greife schon wieder vor.


Ich bin niemand. Ich habe mich bisher mit gar nichts hervorgetan. Allerdings habe ich die 'Fatosphere', also den Bereich der Fat Acceptance Blogs, im englischsprachigen Bereich jetzt eine ganze Weile beobachtet, habe meinen eigenen tumblr-Account, mit dem ich so am Rand an dem Diskurs teilnehme, und wundere mich, wieso eine so radikale Denkveränderung im deutschsprachigen Raum einfach nicht angekommen ist, wenn es die Fat Acceptance sogar schon nach Frankreich geschafft hat. Also wird es wohl an mir selber sein, elektronisch den Mund aufzumachen und das zu tun.

Ich bin also eine von den Headless Fatties, die sich umdreht und etwas zu sagen hat, anstatt nur ohne Gesicht, ohne Augen, Mund, Ohren einen Nachrichtenartikel als amorphe, schwabblige Bedrohung zu begleiten.


Ich bin, wortwörtlich, eine von denen da oben auf dem Banner. Der Rest sind unschuldige Passanten, die es im Rahmen der gerade gestern neu gesterteten allgemeinen Panik-Kampagne erwischt hat, auf den Seiten von Spiegel, Frankfurter Allgemeine, ORF und dergl. zu jedermanns Abscheu öffentlich hingehängt zu werden (natürlich ohne Gesicht etc.) Dazu, weil ich ja fies bin, habe ich noch zwei Promis gemischt, die vom Fat Acceptance Movement sehr verehrt werden.

Das werde ich alles nach und nach hier erklären, ich werde die Leute vorstellen (die Blogger, die Autoren, die FA-Promis etc.), und die wichtigsten Grundlagen sowie den Diskurs bis jetzt auf Deutsch zusammenfassen.


Bis auf weiteres lasse ich die Kommentare noch aus. Ich will zu den einzelnen Themen kommen, wie es mir passt, und nicht im Argumentieren mit trolligen Kommentatoren, die es noch nicht besser wissen. Es muß zumindest Kontext da sein, warum ich zu manchen Standard-Einlassungen nur 'Bingo' sage, und nicht weiter diskutiere. Dafür brauche ich was zum Linken, und das muß ich leider alles selber schreiben...

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Donnerstag, 23. September 2010
Warum es klasse ist, so richtig fett zu sein...
Es gibt natürlich viele, viele Gründe, warum es gut ist, dick zu sein. Ich persönlich finde am wichtigsten:
  • Ich spare richtig heftig Heizkosten. Jedes Jahr kriege ich ein paar hundert Euro Heizkostenvorauszahlung vom Vermieter zurück, weil ich gut isoliert bin. Die Heizkosten sind halt für verfrorene Anorektikerinnen kalkuliert.
  • Ich bin unsinkbar. Selbst in gewöhnlichem gechlorten Schwimmbadwasser schwimme ich einfach oben, ohne groß Wasser zu treten oder toten Mann (bzw. Frau) zu spielen. Die Fähre sinkt? Jemand anders kann die Rettungsweste haben, ich gehe nicht unter. Und erfriere nicht so schnell, siehe erster Punkt.
  • Mehr Platz für Katzen. Es gibt nichts Gemütlicheres, als wenn sich die Katzen so richtig auf mir breit machen, wenn ich mich auf dem Sofa fleeze und ein Buch lese. Die haben es bequem, undd ich habe es auch bequem.
Jetzt wißt Ihr nicht, was das soll? Bin ich wahnsinnig? Gaga oder Dada? Bin ich eine Trollin?

Nein.
Hier eröffnet demnächst der erste deutschsprachige Fat Acceptance Blog!

Kommentare lasse ich mal noch aus, bis ich die ersten Grundlagen gepostet habe, auf die ich später bei Standardargumenten verweisen kann.-

Man sieht sich!

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