Montag, 31. Januar 2011
Offener Brief mit Klarstellung
Liebe wildfremde dicke alte Dame in der Kirche bei der Familienfeier heute!

Nein, ich war nicht persönlich verletzt und betroffen, weil Sie gesagt haben, Sie seien doch fast so dick wie ich. Ich weiß, daß ich dick bin. Ich bin 'out' als dick, und habe sogar einen Fat-Acceptance-Blog. Ich zähle mich, so an der Peripherie, zu den weltweiten Aktivisten dieser Bewegung. Man wird zwar deutlich entmutigt, irgendwelche Vergleiche zwischen sich und anderen anzustellen, genauso wie es nicht okay ist, irgendjemandem, der sich als dick outet, zu widersprechen 'Aber du bist doch gar nicht dick!', aber das ist schon Fat Acceptance für Fortgeschrittene. Ich war nicht beleidigt. Wirklich nicht, Ich hätte gerne eine Weile mit Ihnen geredet, aber ich hatte überhaupt keine Zeit, und keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.

Denn:

NEIN, es ist überhaupt nicht okay, wildfremde Leute einfach von hinten anzufassen und zwangszuknuddeln, auch wenn man in einer evangelischen Kirche der ganz betulichen Art ist, wo sich alle ganz furchtbar liebzuhaben haben. Wenn Sie an mir vorbeiwollen, um mit der Pfarrerin zu reden, dann sagen Sie 'Verzeihung' und gehen schnell vorbei, um den Aufenthalt innerhalb der unmittelbaren persönlichen Zone einer wildfremden Person (=meiner!!!) so kurz wie möglich zu halten. Keineswegs darf man besagte wildfremde Person zwangsknuddeln, in der Hoffnung, sie werde dann schon weniger vom Donner gerührt sein. Das ist massiv unangemessen, egal, wie dick oder dünn die Person ist.

Das hat gar nichts mit dick oder dünn zu tun. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: die wenigsten Dinge im Leben haben mit Dick oder Dünn zu tun. Wir haben dem bloß in den letzten paar Jahren die uuuuunglaubliche Bedeutung gegeben, deshalb soll es jetzt schon daran liegen, wenn man nicht von wildfremden alten Damen in Kirchen zwangsgeknuddelt werden will.

Tut es aber nicht.

Mit unfreundlichen Grüßen,
Xarminta

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