Zwischenbericht
Muckibude macht immer mehr Spaß, es gibt seltsames aber superleckeres Futter, und ich habe mich neulich zum ersten Mal an sowas ähnlichem wie Yoga versucht, wobei ich festgestellt habe, dass ich eine totale Legacy-Verspannung in meinem oberen Gesäßbereich habe, wo ich seit Jahren Schonhaltung kultiviere, seit ich mit 13 in einer Klopperei das Steißbein angebrochen habe -- yep, ich war schon immer superheftig.

Jetzt arbeite ich also in der Muckibude auch dran, diese Muskeln zu bewegen und zu lockern, damit die yoga-artige Ertüchtigung (nennt sich wohl Workout-Yoga, oder Yoga-Workout, und kriege ich von der Krankenkasse bezahlt, wegen all dem Unheil im Herbst) in Zukunft auch Spaß macht.

Ansonsten verzichtet die Welt in der letzten Zeit massiv darauf, mich anzufeinden. Bei Pinterest fordere ich die Scheuklappenträgerinnen, die meine HAES-Pins auf ihre Pro-Abnehm-Boards weiterpinnen (weil es für so eine Normala nicht denkbar ist, dass man Themen wie Ernährung oder Sport anders als im Kontext von "OMG ich will abnehmen!!1!111!" erwähnen kann) immer höflich auf, doch bis zur Quelle durchzuklicken. Witzig, wie ich auf Pinterest so zu einer kleinen aber wachsenden HAES-Clique gravitiert bin. Eigentlich wollte ich da Bücherregale und Sofas sammeln.

Diese Woche habe ich beobachten können, wie ich auf 'externen' Stress reagiere, den mir das Leben ungefragt reinreicht. Ich hatte festgestellt, dass es der Stress ist, der mich von allen Faktoren gesundheitlich am ehesten beeinflusst. Natürlich überreicht einem das Leben manchmal einen Pflasterstein, und mit dem muss man dann irgendwas machen. Wer versucht, Stress von außen komplett zu ignorieren, läuft Gefahr, von einem Bus oder Porsche umgesemmelt zu werden, von dem er sich nicht hatte stressen lassen wollen. Aber meine konditionierte Reaktion war bislang, solche Pflastersteine ins Schleuderprogramm der Waschmaschine zu stecken, metaphorisch ausgedrückt. Beim dieswöchigen Pflasterstein (na gut, größerer Bachkiesel, eher) habe ich das beobachtet und erfolgreich die Maschine ausgemacht. Und dann den externen Stressfaktor vernünftig bearbeitet.

Gestern nachmittag schimpfte sich dann eine Kollegin wegen Arbeitsstress ausgiebig bei mir aus, und ich musste sehr an mich halten, nicht mit ungebetenen Ratschlägen um mich zu werfen. Auch wenn ich so deutlich sehen konnte, wie die Ärmste gerade auch einen Pflasterstein im Schleudergang hatte.

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sphingula04, Sonntag, 19. Februar 2012, 21:26
...äh, wahrscheinlich sitze ich derzeit geistig angematscht auf der Leitung, aber - so wirklich kann ich mir unter "Pflastersteine im Schleuderprogramm der Waschmaschine" versus "Maschine ausmachen und Stein zerkloppen" nicht wirklich etwas vorstellen. Geht das Ganze vielleicht auch ein bisschen konkreter..? :-/ Was hättest Du denn der Kollegin raten wollen, was Du Dir - weil potentiell unerbeten - verkniffen hast? (Wobei - irgendwo habe ich eh gelesen, Frauen wollen sich meist nur ausjammern wollen, Ratschläge sind da oft eher unerwünscht - was die Kommunikation Männlein - Weiblein potentiell erschwert, weil Männer lieber raten bzw. geraten bekommen als sich nur auskotzen zu wollen.)

xarminta, Sonntag, 19. Februar 2012, 23:28
Ja, das habe ich auch gelesen.-

Nein, ich versuche noch, eine Metapher zu finden, die wirklich funktioniert und die erklärt, was wir mit Stress machen. Ich hätte die Kollegin gefragt, was genau passiert war, um sie so fertig zu machen, und dann auseinandergenommen, ob es das wirklich wert ist, und was die richtige Stelle wäre, um den Stress abzuladen.

silentia, Montag, 20. Februar 2012, 00:33
Doch, ich glaube, ich verstehe, was Sie mit "Pflastersteinen im Schleudergang" meinen. Nur anders in Worte fassen kann ichs auch nicht.

xarminta, Montag, 20. Februar 2012, 00:34
Ich denke noch drüber nach. Wenn ich es geknackt habe, gibt es dafür einen Extra-Post.-

silentia, Montag, 20. Februar 2012, 00:38
Ich bin mal gespannt, ob wir tatsächlich dasselbe meinen. ;)

xarminta, Montag, 20. Februar 2012, 00:39
Wir werden es sehen.-

sid, Mittwoch, 22. Februar 2012, 22:25
OT

Hab grad bei uns einen Foto-Bericht gefunden. Mit Köpfen dran. (Die Kommentare drunter einfach gar nicht erst lesen..).

xarminta, Donnerstag, 23. Februar 2012, 00:39
Danke! Sehr interessant, ein bisschen wie 'Adipositivity'. Nicht die Kommentare lesen ist Regel Nummer Eins, wenn man mit Mainstream-Medien und dem Thema Dicksein zu tun hat. Da stapeln sich sofort die concern trolls, die aus irgendeinem Grund nicht glücklich sind, wenn sie nicht sofort laut äußern dürfen, dass sie die selbe 'Meinung' haben wie der Rest vom Mainsream auch. Irgendwie sind das so Reflex-Reaktionen.

Alles, was die sagen, lässt sich in der Regel gut mit dem fat hate bingo abdecken. Alles, was da schon erwähnt wird, ist es gar nicht mehr wert, dass man a) sich drüber aufregt oder b) das Argumentieren anfängt.

Die Bildunterschriften sind auch relativ ignorant und enthalten diese Sorte pseudomezinisches Vokabular, das der Pathologisierung und dem othering dient.

Aber hey, das ist alles nichts Neues -- die Bilder sind es aber für mich schon. Also, vielen Dank!

sphingula04, Donnerstag, 23. Februar 2012, 22:30
...ich will ja jetzt nicht unbedingt den blöden Spielverderber spielen, aber zumindest die Dame Nr. 3 wirkt auf mich nicht nach 'Adipositivity', sondern nach Lipödem, wenn ich mir da ihr Mittelstück, ihre Füße, Gesicht und Unterarme anschaue - wäre das nicht eine komplett andere Baustelle..?

Ansonsten warte ich immer noch auf die Erklärung, wie ich mir das vorstellen kann, die Waschmaschine auszustellen, statt alles im Schleudergang zu malträtieren. Ich wüsste im Moment nicht mal, wie ich meine metaphorische Waschmaschine überhaupt anhalten könnte / sollte / müsste...

xarminta, Donnerstag, 23. Februar 2012, 23:51
Ich habe es immer noch nicht richtig durchgedacht, aber es geht im Grunde darum, den Fremdkörper in der Waschmaschine, der da mit rumgeht und Krach macht, als das zu identifizieren, was er ist, und rauszuholen, statt zuzulassen, dass er im Endeffekt die Maschine kaputt macht (im schlimmsten Fall). Ich versuche, das als Metapher für das Zusammenspiel von externen Stressfaktoren und der eigenen Art, damit umzugehen, zu formulieren. Aber irgendwie ist das noch nicht so, wie ich das sagen wollte. Es war halt drei Uhr nachts neulich, und ich war damit beschäftigt, keinen Stress zu haben wegen so einem kleinen neuen Ausraster, den Madame Hauptstressfaktor an dem Tag produziert hatte. Da war es extrem witzig, und ergab sehr viel Sinn, als mir klar wurde, sie ist nur der Pflasterstein, und ich veranstalte den Schleudergang. Ein Pflasterstein ist nicht ohne, aber im Schonprogramm, wenn die Maschine nur sanft mit viel Wasser hin- und herschunkelt, dann macht er nicht viel Schaden (nur Krach), im Schleudergang macht er dagegen die Maschine unweigerlich kaputt. Die kleinen Steinchen dagegen, die man jetzt vom schmelzenden Schnee einsammelt, machen auch viel Krach im Schleudergang, aber nicht wirklich Schaden.

Ergibt das irgendwie Sinn?

sphingula04, Montag, 27. Februar 2012, 19:23
...für mich nicht, stehe wahrscheinlich immer noch angematscht auf dem Schlauch.

Für mich ist Stress einfach ganz viele Bälle, die ich in die Luft werfen und wieder auffangen muss, lauter Aufgaben, die erledigt werden müssen, manche Bälle kann ich hinterher wieder wegpacken, aber die meisten sind doch im Dauerbetrieb. Wenn ich da merke, es wird zu heftig, kann ich aber nicht anhalten, um den Pflasterstein zu bearbeiten und zu zertrümmern, sonst fällt mir alles runter und geht kaputt...

Ich hänge also quasi an der Metapher mit dem "Waschmaschine anhalten" ein Verständnisproblem - und suche immer noch nach hilfreichen Anti-Stress-Strategien. :-/

xarminta, Montag, 27. Februar 2012, 21:08
Wir sollten zusammen zu so einem Kurs gehen. Dann klappts auch mit den Metaphern.-